Kolumne: Ein Stück vom Frieden
Jeder mag Frieden anders assoziieren und seine ganz eigene Vorstellung von der Umsetzung haben. Man malt ihn sich in bunten Bildern und vielen, schönen Gefühlen aus. Manch einer kann ihn sich überhaupt nicht vorstellen, weil für ihn zu viel Negatives in der Welt geschieht. Oft ist auch die Angst vor Veränderungen, Fehlschlägen und den damit vermeintlichen Verlusten zu groß. Einige haben einfach zu wenig Selbstwertgefühl und glauben nicht an ihre Kraft. Wiederum gibt es Menschen, für die der Frieden bereits begonnen hat, weil sie ihn leben wollen und die ersten Schritte bereits gewagt haben.
Für mich persönlich steht jedoch eines Fest: Frieden ist ganzheitlich!
In aller erster Linie beginnt der Frieden selbstverständlich bei mir selbst.
Das bedeutet auf der einen Seite, dass ich den Frieden nur in mein Umfeld (nach außen) tragen kann, wenn ich ihn bereits in mir trage. Auf der anderen Seite bedeutet es, dass ich von meinem Umfeld niemals mehr erwarten kann und werde, als von mir selbst. Trage ich den Frieden in mir, werde ich ihn auch an mein Umfeld ausstrahlen und dieses positiv beeinflussen. Bin ich frustriert, negativ eingestimmt, oder gar wütend, so wird mein Umfeld das spüren und dementsprechend auf die Situation reagieren. Der innere Frieden stellt für mich somit die größte Herausforderung dar und wird sicherlich ein lebenslanger Prozess bleiben. Da ich mir über diese Herausforderung bewusst bin, erwarte ich von meinen Mitmenschen also nicht, dass sie mir in etwas voraus sind. Wie könnte ich die Ansprüche an andere höher stellen, als an mich selbst?
Mein Ziel ist also primär „innerer Frieden“. Auf dem Weg dort hin habe ich in den letzten Jahren einiges er,- und durchlebt, wie die Meisten von euch sicherlich nachvollziehen können. Innere Konflikte sind nunmal kein Pappenstiel. Zwischen dem Herz (Liebe, Empathie etc.) und dem Verstand (Vernunft, Logik etc.) scheinen oft Welten zu liegen. Die Dualität besteht – logischer Weise – im Inneren gleichermaßen, wie im Äußeren. Unser „Ego“ verhält sich oft genug, wie ein kleines, bockiges Kind und unser „Selbst“ blickt ratlos drein, wie eine Mutter bei ihrem trotzigen, oder pubertierenden ihr Kind.Für mich ist ausschlaggebend, dass mein „Selbst“ eine gute Mutter ist, die ihr Kind, also das „Ego“, mit viel Mitgefühl und Verständnis behandelt und es jederzeit auffangen und in ihre behütenden Arme schließen kann. Mein „Selbst“ hat viel Geduld mit meinem „Ego“,wie auch meine Mutter oft genug Geduld mit mir hat. Der Weg ist das Ziel. Jedenfalls fallen mir jeden Tag Dinge auf, die ich selbst verändern und verbessern kann. Manches davon kann ich sofort umsetzen, andere Dinge Stück für Stück – je nach Kraft und innerem Schweinehund, der sich übrigens auch immer besser locken und dressieren lässt. Frieden machen steht in ständiger Verbindung mit Verbesserung und somit auch mit Veränderung. Ich hatte im oberen Textabschnitt bereits das Wort „Ganzheitlich“ in Bezug auf „Frieden“ verwendet, worauf ich jetzt noch näher eingehen möchte.
Ich stelle nun also meine Theorie auf, dass Frieden nur durch ganzheitliches Denken, Fühlen und Verhalten entstehen kann. Ich rede dabei nicht von einzelnen, friedlichen Situationen, die man sich im Alltag schaffen kann. Vielmehr geht es mir hierbei um den Frieden, der für alle Menschen auf der Welt möglich ist. Ein Beispiel hierfür ist, dass ich früher Fleisch gegessen habe. Besonders gerne spanischen „Jamon-Serrano“, den ich mir regelrecht auf der Zunge zergehen ließ. Ich aß zwar generell schon immer wenig Fleisch und gab im Falle immer viel Geld für vermeintlich „gute Qualität“ beim Metzger aus, wollte aber den Zusammenhang einfach nicht erkennen und hatte mein Mitgefühl gegenüber der Umwelt und den Tieren wohl ziemlich heruntergeschraubt. Die Folge, wie kann es auch anders sein, waren oft Magenverstimmungen und ein lähmendes Völlegefühl. Wenn ich heute nur daran denke, wird mir zugegeben noch immer übel. Nicht nur wegen dem Völlegefühl, an das ich mich noch so gut erinnern kann. Nein. Auch die Tatsache, dass ich meine Haustiere liebevoll gepflegt und gehütet habe, sie immer das Beste vom Besten hatten und auf der anderen Seite ein Schweinebraten auf den Tisch kam, für den ein unschuldiges Lebewesen große Qualen erleiden musste – ja sein Leben für mich lassen musste, obwohl es genügend Alternativen gegeben hätte, ist für mich heutzutage nicht mehr nachvollziehbar und erfüllt mich mit großer Demut. Mal abgesehen von der vielen Lebensenergie, die ich durch meinen Fleischkonsum verschwendet hatte. Tausende Liter Trinkwasser verschwendet. Hunderte Tiere gequält. Und für was? Für einen kurzen, vermeintlichen „Genuss“, der am Ende ein übermäßiges, unangenehmes Völlegefühl ausgelöst hat. Fett und Faul fühlte ich mich nach den Mahlzeiten. Von Lebensenergie keine Spur. „Lebensmittel“ die kein Leben schenken, sondern für die sogar Leben geopfert werden müssen. Ich bin sehr froh darüber, dass ich diesen Schritt hinter mir habe. Mit Milchprodukten geht es mir übrigens auch nicht anders. Und so könnte ich die Beispiele ins Unendliche fortführen. Je mehr die eigenen Sinne geschärft und ausgeglichen werden, umso stärker fallen einem eben auch die negativen Einflüsse auf. Ob nun beim Essen, oder in anderen Bereichen des Alltags. So habe ich die Produktliste und die Tochterfirmen der Firma „Nestle“ schier auswendig gelernt und kaufe demnach keinesfalls mehr Produkte, die unter dieser Firma produziert werden. Mein Fernsehgerät habe ich inzwischen verschenkt, da ich weder Kriegshetze, noch die GEZ-Maffia unterstützen werde. Medien werden generell nur noch auf alternativer Ebene konsumiert und bei Schreckensmeldungen höre ich in erster Linie auf mein Bauchgefühl. Zu groß ist mir die Wahrscheinlichkeit von Blendung und Täuschung inzwischen geworden. Mein Garten wurde und wird niemals mit sinnlosen Düngemittel massakriert werden und die Pflanzen, die in ihm wachsen, können sich frei entfalten. In letzter Zeit achte ich immer mehr auf den Verbrauch von Plastik und Aluminium. Das Handy wird demnächst komplett aus dem Schlafzimmer verbannt und anstelle von ihm wird ein schlichter Wecker dessen Platz einnehmen. Denn auch für Elektrosmog und Strahlung werde ich inzwischen immer sensibler. Wie gesagt, die Liste ist lang und wird jeden Tag ein Stückchen größer. Für viele Menschen mag sich dieser Weg extrem anfühlen. Wäre es jedoch nicht wesentlich extremer seine Gewohnheiten nicht anzupassen, obwohl man sich über die Folgen durchaus bewusst ist und durchaus in der Lage wäre sofort etwas zu verbessern?
Wie viel noch zutun ist, wurde mir erst am gestrigen Ostermontag wieder ins Bewusstsein katapultiert. Als ich, gemeinsam mit meinen Freunden von den „Mahnwachen für den Frieden – Nürnberg“, am Ostermarsch (auch unter dem Motto Frieden) teilnehmen wollte, konnte ich mein Erfahrungsspektrum in Punkto „Null-Tolleranz“ wieder einmal erweitern. Nachdem uns zuerst das Verteilen von Veranstaltungs-Flyern, als Einladung zu unserem Fest zum einjährigen Geburtstag der Friedensmahnwachen in Nürnberg, untersagt worden ist, wurde uns daraufhin die Teilnahme komplett untersagt. Wobei das wirklich noch sehr milde ausgedrückt ist, wenn man der aggressiven Vorgehensweise, der verantworltichen „Ordnungskräfte“ Beachtung schenken mag. Als wir unseren Banner ausrollen wollten, auf dem die Sätze: „Wir sind alle eins für den Frieden“ und „Sei du die Veränderung, die du dir von der Welt erwartest“ zu lesen sind, wurden wir umgehend darauf hingewiesen, dass wir von der Teilnahme ausgeschlossen seien. Unsere „rechtsradikalen“, „antisemitischen“ Parolen hätten hier nichts verloren. Innerhalb kürzester Zeit bildete sich vor uns eine Menschenmauer, die uns am Folgen des bereits vorangegangen Zuges unmöglich hinderte. Die Menge bestand überwiegend aus Personen in dunkler, teilweise vermummender Kleidung, die durchaus aggressive, ablehnende und angsteinflößende Eindrücke erweckte. Auf Rückfragen an den Hauptsprecher, was die Worte auf unserem Banner mit „Antisemitismus“ zu tun hätten, folgten leider nur weitere Beschimpfungen und noch drohendere Körperhaltungen. Auch gelang es keinem der Verantwortlichen die Sonnenbrille abzunehmen – wobei übrigens keine Sonne schien – und von Angesicht zu Angesicht eine anständige Kommunikationsebene zu schaffen. Ausgrenzung in ganz großem Stil, wie ich ihn lange nicht mehr erlebt hatte. Auch auf meine Rückfrage, ob sich irgendjemand der Aggressoren jemals näher mit den Mahnwachen auseinandergesetzt hätte, oder bestenfalls eine unserer Mahnwachen besucht hätte, um sich wirklich ein exaktes Bild, fernab von Medienberichten zu machen, wurde nicht eingegangen. Da sich die Situation zuzuspitzen schien und mich das schlechte Bauchgefühl beschlich, dass es bei weiteren Verhandlungen auch zu körperlicher Gewalt, von Seiten der Organisatoren, kommen hätte können, beschloss ich die Verhandlung aufzugeben. Auch die anderen Mahnwachenteilnehmer, hatten inzwischen kein Interesse mehr an den „Ostermärschen“ und so entschieden dafür wir uns den Versuch der Teilnahme aufzugeben – für den Frieden!
Als ich später am Nachmittag am Büro der Veranstalter vorbeilief, erblickte ich deren aktuelles Plakat für die „Ostermärsche 2015“. Auf diesem stand als Motto „Gegen den Krieg“ niedergeschrieben. Und da wurde mir plötzlich bewusst, warum ich nicht teilnehmen sollte. In meinem Leben gibt es nur „für“ und nie wieder „gegen“. Ich stehe „für“ den Frieden ein. Wenn ich gegen etwas arbeite, arbeite ich am Ende doch nur gegen mich selbst. Setze ich mich hingegen für etwas ein, kann es mich nur bereichern. Dann gibt es auch keine Rückschritte, sondern lediglich Richtungsänderungen und lehrende Erfahrungen, die man wieder „für“ etwas einsetzen kann. Ich verwende oft die Worte „wir sind eins“ und ich weiß, dass es vielen Menschen schwer fällt, sich mit allem verbunden zu fühlen. Selbstverständlich fühlt man sich im ersten Augenblick nicht sonderlich verbunden mit Menschen, die einen dermaßen ausgrenzen und beschimpfen, wie es am gestrigen Tag der Fall war. Und dennoch sind wir unweigerlich miteinander verbunden, schon alleine durch die gemeinsam erlebte Situation.