Die Sicht auf Dinge: Was ist denn mit uns?
Was ist in den letzten Jahren mit den Menschen los? Das einst stolz und aufrecht gehende Säugetier scheint zu einem Schatten Seinerselbst zu verkümmern. Sollten wir nicht versuchen uns weiter zu entwickeln? War das nicht immer der Antrieb der Menschheit? Stattdessen sitzt unsere Generation fest in einer Welt, die unsere Väter uns geschaffen haben. Eine Realität, die die nie Ereignisloser und langweiliger war. Unsere Medien geilen sich an Schlagzeilen auf die keine sind (oder sein sollten) oder beuten die rar gestreuten Ereignisse bis zur Besinnungslosigkeit aus.
Entwickelt sich der Mensch zurück? Es gab da mal ein lustiges Schaubild, auf dem die Menschliche Evolution zu sehen war – vom Vierbeiner bis zum heutigen, modernen Menschen und wieder zurück zum „buckligen“ Etwas. Und irgendwie trifft das genau den Nerv – denn das ist es, was der Mensch derzeit ist. Duckend vor der Realität, wegsehend und vor allem eins: faul. Kaum etwas schaffen wir noch ohne technisches Hilfsmittel. So scheint alles auf eben diese Szenarien hinauszulaufen, die uns Terminator und Co. so abschreckend präsentiert haben.
Während unsere Großmütter Kartoffeln mit der Hand „zerdrückten“ um Püree zu bekommen sieht es heute keiner mehr ein, dies ohne einen Pürierstab zu tun. Selbst fürs Äpfelschneiden findet sich ein passendes Utensil bei Ikea (gut, es ist zwar keine Maschine aber dennoch unterstreicht es die momentane Entwicklung). Im Ernst: ist Äpfelschneiden wirklich so schwierig? Ich gebe zu, auch ich habe von den Zahlreichen tödlichen Unfällen gehört, die aufgrund des Versuchs einen Apfel in sechs gerechte Stücke zu schneiden passierten – nicht.
Wir verbringen unsere Leben nach unten in die Handfläche starrend und auf der Couch sitzend und verpassen somit das eigentliche: das Leben! Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal ein Kind habe sagen hören „Hey, lass uns doch auf den Bolzplatz gehen“ oder „Lust einen Drachen steigen zu lassen?“. Stattdessen bringen diese Sätze ans Tageslicht wie „Alter, du kackst voll ab bei COD! Wie ich das feier‘ – Läuft bei dir, oder?“ oder „Ich hab mir letztens das Add-On-Bundle zu Battlefield geladen – jetzt noobst du ab!“. Habt ihr euch mal überlegt, was passiert, wenn wir in die 50er-Jahre reisen würden (es reichen schon die 80er) und einem x-beliebigem Menschen einen dieser Sätze um die Ohren hauen würden? Annähernd kann ich mir den fragenden Gesichtsausdruck und die entgegengebrachte pure Ahnungs- sowie Verständnislosigkeit vorstellen. Ein „Kulturschock“ wie er geschrieben steht.
Als Arbeiter in der Telekommunikationsbranche sollte ich mich eigentlich über die derzeitige Entwicklung und Digitalisierung freuen, aber es macht mich zunehmend traurig zu sehen, was mit den Menschen um mich herum passiert. Vor einigen Jahren noch bettelte ich meine besten Freunde an sich ein Smartphone zu kaufen – heute wünschte ich, dass ich das nicht getan hätte. Das Bild, das sich Samstag abends in Cafés, Bars und Diskotheken bietet, ist schlichtweg frustrierend. 5 Mann sitzen an einem Tisch, alle in die eigene Handfläche starrend. Keine Konversation, nicht einmal Augenkontakt. Nur ein „buckliges“ Etwas, das sich mal Mensch nannte.
Der Mensch scheint allmählich das zu verlieren, was ihn als solchen auszeichnete: das soziale Zusammensein. Ist es nicht eben der Zusammenhalt, der uns als Lebewesen so besonders machte? Heute scheint es als würde jeder nur noch für sich existieren. Zivil-Courage ist in unserem Jahrzehnt ein Fremdwort geworden. Einige wenige strahlen aus der Menge heraus und man ließt Sätze wie „Das hätte ich an seiner Stelle auch gemacht“. Doch sind wir mal ehrlich: ein Groß hätte es nicht.
Die meisten Menschen schauen Weg, wenn sie Leid sehen. Vielleicht liegt es einfach daran, dass unsere Gesellschaft uns an eben solche Bilder „gewöhnt“. Vielleicht verroht unsere Kultur mit der Masse an Information, die für jeden zugänglich ist. Jeder hat schon alles gesehen – nichts ist mehr ungewöhnlich und ausreichend schockierend um die Menschheit zu bewegen. Ein Flugzeug stürzt vom Himmel – zahlreiche Menschen sterben und alle schreien. Aber alles, was interessiert ist, die Schuldzuweisung und die Suche nach einem Sündenbock. Tatsächlich ändern wird sich nach diesem Ereignis auch nichts.
In einer Welt in der Menschen ihresgleichen töten, weil sie an etwas anderes glauben, Kinder verhungern, während wir mehr als genug Ressourcen haben, schwächere sterben weil sich die starken nicht um sie Kümmern und wir Rassen ausrotten haben wir als Mensch versagt. Wir sollten eine Bereicherung für den Planeten Erde sein – stattdessen sind wir eine Plage.