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Tattoos: Bunter Schwachsinn oder Körperkunst?

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Während ich beim tätowieren lag meinte der Tätowierer: „Tätowierte Menschen tragen die Narben ihrer Seele sichtbar auf dem Körper.“ Dieser Spruch hat sich mir eingeprägt und ich war mir sicher, dass er recht hatte. Dennoch kann ich ihm nicht vollständig zustimmen, denn die Gründe warum sich Menschen tätowieren lassen sind sicherlich so verschieden wie die Motive. Doch wo ist der Ursprung der Hautbilder und wie stehen andere Kulturen zu der Körperkunst und -kult?

Ursprung der Tattoos

Hinweise auf den Ursprung des Tattoos lassen sich rund um den Erdball finden. So kann man davon ausgehen, dass sich das Stechen der bunten Hautbildchen unabhängig von Land und Herkunft in den unterschiedlichsten Kulturen entwickelte. So wies z. B. Otzi, die 5.000 Jahre alte Mumie aus dem Österreichischen Ötztal, Zeichen und Symbole auf, die durch kleinste Einschnitte und Nadelstiche unter die Haut gebracht wurden. In nahezu jeder Kultur lässt sich die ein oder andere Art des Tattoos finden.

Das Wort Tattoo kommt von dem polynesischen Wort Tatau und lässt sich sinngemäß mit ‚ein Muster richtig Einschlagen‘ übersetzen. Bis vor 1000 Jahren schmückte sich alle Welt mit den permanenten Hautbildern. Als die Kirche jedoch das Tattooverbot zugunsten der Unversehrtheit des eigenen Körpers ausrief war es Christen untersagt ihren Körper mit derartigem Körperschmuck zu verzieren. Erst durch den Kontakt der Seefahrer mit der Südsee erfuhr das Tattoo in der westlichen Welt ein regelrechtes Comeback. Selbst Kaiserin Sissi ließ sich 1888 in einer griechischen Hafenkneipe einen Anker in den Nacken stechen. 1891 begann mit der Erfindung der modernen Tättowiermaschine eine neue Ära für den Körperkult Tattoo. So waren bereits nach 6 Jahren um 1897 ca. 75% aller New Yorker Frauen mit bunten Bildern unter der Haut geschmückt.

Bedeutung der Tattoos

Tätowierungen können die unterschiedlichsten Bedeutungen haben. So symbolisieren sie zum Beispiel die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, wie in etwa das Erkennungszeichen einer Gang, oder dienen auch als eine Art (Kriegs-)Abzeichen nativer Völker. Das klassische Tribal-Tattoo zum Beispiel symbolisierte die Zugehörigkeit zu seinem Stamm und galt als „Ehre“ welche man sich mühselig verdienen musste.

Ähnliche Praktiken finden sich auch heute noch in diversen Unterschichten wieder. So existiert gerade in kriminellen Kreisen das eine oder andere Tattoo das dem Ausdruck der Zugehörigkeit oder als eine Form der Auszeichnung, sowohl positiv als auch negativ, dient.

Galt vor einigen Jahren das Tattoo generell noch als ein Zeichen für Kriminalität, ist es heute weitestgehend gesellschaftlich anerkannt und aus dem Volksbild der westlichen Zivilisation nicht mehr wegzudenken. Der ursprüngliche Gebrauch von Nadel und Tinte wich schon längst dem Zweck der Kunst und dem Tattoo als Stilmittel des Expressionismus. Das Tattoo gilt im Prinzip dem Selbstausdruck – dem Betrachter sich und das Erlebte in Kunstform darzustellen.

Das Tattoo in anderen Kulturen

In Vielen, häufig östlichen Kulturen, ist die Körperkunst des Tattoos nach wie vor verpönt. In Japan beispielsweise sind Tattoos auch heute noch ein tabu Thema, da diese meist als Zugehörigkeit zu Yakuza, der japanischen Mafia, gedeutet werden. Diese Abneigung geht sogar so weit, dass man mit den bunten Bildern auf dem Körper keine öffentlichen Schwimmbäder besuchen darf. Schilder am Eingang machen darauf aufmerksam, das der Eintritt mit Tattoo streng verboten ist. Wer doch ein oder mehrere Tattoos trägt, versteckt diese meist – nicht nur in Bädern, denn nicht selten hat das Tragen einer Tätowierung z. B. den Verlust des Jobs oder gar den gesellschaftlichen Ausstoß zur Folge.

Ganz anders sieht es da mit dem Volk der Kalinga aus. In diesem Stamm auf den Philippinen lebt die älteste Tätowiererin der Welt. Dort stehen die Symbole auf der Haut für die Zugehörigkeit. Bei den Männern assoziiert man sie mit großen Krieger und bei den Frauen bedeuten sie Schönheit. Umso mehr Tattoos jemand hat, desto mehr hat dieser etwas für die Gemeinschaft des Stammes getan.  Bei den Kalinga werden die Tattoos nicht wie bei uns üblich mit Tinte gestochen, sondern bestehen aus einem Gemisch aus Asche und Wasser und werden mit einem Dorn unter die Haut „gehämmert“.

Tattoos heute in der westlichen Welt

Bei uns werden Tätowierer bereits wie richtige Stars gefeiert, deren ‚Werke‘ längst nichts mehr mit Hafenkneipen Image zu tun haben. Die Portaits werden aufgrund der ausgefeilten Technik und der Detailgenauigkeit zu richtigen Kunstwerken. Es gibt richtige Conventions auf denen die Künstler ihr können zeigen.  Da scheint es vergessen das es sich  früher um ein  Symbol für Sträflinge und Gangmitglieder handelte. Die Entwicklung des Tattoos geht bereits hin zu einem Modeaccessoiere und Statement, ist mittlerweile Salonfähig und gilt als das neue Chic, was nicht zuletzt auch Stars wie David Beckham zu verdanken ist, der trotz oder geraden wegen seiner Tattoos erst zum ‚Sexiest Man Alive‘ gekürt wurde.