Like-Farming: „Drückst du mal Gefällt Mir?“
Fast jeder ist mittlerweile bei mindestens einem Sozialen Netzwerk angemeldet. Egal ob Facebook, Twitter, Instagram oder Google+. Bei allen dreht es sich, wenn man es auf den kleinsten Nenner herunterbricht, nur um das eine: Likes und Kommentare. Doch wieso horten Menschen so viele „Gefällt-mir-Klicks“?
Jeder, der in sozialen Medien etwas veröffentlicht, erwartet am ende eigentlich nur das eine: Zuspruch – egal ob in Form von Kommentaren oder Likes. Manche suchten gar derart nach den Klicks,dass diese Dinge tun die hier und da mal die ein oder andere Grenze überschreiten. Likes haben in der heutigen Zeit eine enorme Bedeutung und stehen gerade in Jugendkreisen gleich mit sozialem Ansehen. Ganz nach dem Motto „Hast du nichts (Likes), bist du nichts!“.
Likes, Shares und Kommentare sind heute wichtiger den je, sogar so wichtig, dass eine ganze Industrie um die kleinen Klicks entstanden ist. Das Geschäft mit gekauften likes oder Shares Boomt, nicht nur in Deutschland. Tatsächlich ist die Anzahl der abgegebenen Kommentare und „Gefällt Mir“-Klicks ein Anzeichen darauf, wie „bedeutsam“ ein Beitrag ist und ob dieser von der Community angenommen und als „Gut“ befunden wird. In geschäftlicher Hinsicht zumindest sind die virtuellen Interaktionen nicht selten entscheidend über Erfolg oder Misserfolg. Im privaten Kreis jedoch hat es meist völlig andere Beweggründe.
Die Sucht zu gefallen
Das Facebook und Co. bei gewissen Benutzergruppen Suchterscheinungen auslösen kann ist allgemein bekannt. Der drang zur sozialen Verknüpfung und dem ständigen Online und Up-To-Date-Sein löste bereits bei einigen Teenagern und jungen Erwachsenen frühe Anzeichen eines Burn-Out-Syndroms aus. Hinzu kommt die ständige Suche nach Aufmerksamkeit und Bestätigung. Bilder, Video, Textschnipsel – all das dient als Werkzeug unsrer kleinen Like-Farm (you see what i did there 😉 ) . Es scheint fast, als sei eine ganze Generation dem Like-Fieber verfallen. Sätze wie „Do it for the Vine“ oder „Do it for the Fame“ reizen Nutzer dazu an, immer neue Extreme zu beschreiten – und all das für einige im Grunde wertlose Klicks. Doch bevor man nun den einfachen Weg geh und über eine sozial schwache Jugend schimpft, sollte man zunächst einen Blick auf die Tatsächlichen Beweggründe dieses Verhaltens werfen.
Nicht selten stecken hinter bekannten und populären Social Media Profilen eher unsichere und von Selbstzweifeln geplagte Persönlichkeiten. Begleitet von ständiger Versagensangst posten Sie ein Statusupdate nach dem anderen, um nur irgendwie den Kopf über dem metaphorischen Wasser zu halten. Der eigene Erfolg wird an der Anzahl der Likes oder Kommentaren gemessen. Bleiben die erhofften Gefällt-mir-Angaben aus, führt das bei Betroffenen nicht selten zu Depressionen, Selbstzweifeln und im besten Fall nur Verunsicherung. Diese wirkt sich zeitweise derart stark aus, dass Betroffene persönlich die Freundesliste abgrasen um nach Likes zu Betteln.
Das Betteln nach Likes
„Hey, gefällt dir mein Profilbild nicht? Wieso likst du es nicht?“ – Sätze wie dieser sind mir in all den Jahren intensiver Social Media Nutzung mehr als nur einmal untergekommen. Es wird nach Likes gebettelt und gegeiert was das Zeug hält, egal ob aktiv über das Chatfenster oder passiv-aktiv über die Botschaft im Beitrag selbst. „Like meinen Status und du wirst markiert“ ist nur eines der Zahlreichen Beispiele. Häufig täuschen User gar ein Gewinnspiel vor, um den eingenen Status mit Klicks zu versorgen.
Das digitale Betteln nach Likes nimmt auf Netzwerken wie Facebook überhand und ist längst zum Nutzungsgrund vieler geworden. Das Horten der Klicks ist mehr als nur eine Modeerscheinung und lässt durchaus Rückschlüsse auf die Psyche der Generation Social Media zu. Durch die zunehmende Verlagerung der Kommunikation ins Internet fehlt es der Jugend zum Teil an „echter“ sozialer Interaktion und dem interpretieren von Subtexten, Gestik und Mimik des Gegenünbers. Infolgdessen gelingt es unter Umständen nicht, aus einem Gespräch oder der Reaktion des Gesprächspartners die Emotion wahrzunehmen oder die Botschaft zu verstehen und einzufangen. Als Resultat mangelt es der betroffenen Person an vermeintlichen Zuspruch und Selbstzweifel und Unsicherheit macht sich breit. Als schnelle Lösung dient nun das Soziale Medium, das Zuspruch und Gunst in Sekunden verspricht. Einfach ein ansprechendes Bild, ein paar aussagekräftige Worte oder eine Bitte und schon purzeln die Likes und das Selbstwertgefühl steigt ins unermeßliche. Hoch leben Facebook, Twitter und Co.!
Man sollte jedoch nicht gleich jeden, der Likes hamstert verurteilen, denn es gibt feine Unterschiede. Likesucht ist nicht gleich Likesucht. Klar kämpft jeder Nutzer der sozialen Netzwerke nach der Gunst der Liker, jedoch liegt dem nicht immer ein psychologischer Hintergrund zugrunde. Oftmals möchte man mit seiner Botschaft einfach ein möglichst breites Publikum erreichen oder den Lesern Freude bereiten. Likes und Kommntare sind dann quasi die Entlohnung für die geleistete Arbeit und den Spaß, den man den Achtsamen bringt. Oftmals geht es auch darum, mit seiner Meinung nicht alleine da zu stehen oder Menschen hinter einem stehen kann oftmals einer der Beweggründe für das Likesammeln sein. Like-Farmin ist aktuell und ein stetig wachsender Trend dem immer mehr Nutzer verfallen. Man könnte jetzt den Finger heben und auf den daraus resultierenden „Like-Neid“ (Hallo liebe Twitter User) verweisen, das aber heben wir uns für einen weiteren Beitrag auf.